Als langjähriger Tierfreund und Hobbyhalter habe ich in meinem Alltag mit Kaninchen immer wieder erlebt, wie sehr sich die Bedürfnisse ändern, wenn unsere kleinen Freunde älter werden. Ältere Kaninchen brauchen oft weniger Rennerei, dafür mehr Aufmerksamkeit bei Bewegung, Zähnen und Ernährung. In diesem Artikel teile ich praktische, erprobte Tipps aus meiner Erfahrung — verständlich, direkt umsetzbar und mit Blick auf Tierwohl und Gesundheit.
Bewegung: sanft, regelmäßig und sicher
Bewegung bleibt eines der wichtigsten Elemente im Leben älterer Kaninchen. Ich habe festgestellt, dass ältere Tiere oft träge wirken, aber genauso wie junge Kaninchen von regelmäßiger, gelenkschonender Bewegung profitieren. Wichtig ist: Qualität statt Quantität.
Meine Empfehlungen für angemessene Bewegung:
- Kurze, häufige Auslaufzeiten — statt einer langen Runde gebe ich meinen Senioren mehrere 15–30-minütige Ausläufe pro Tag. So überfordern sie sich nicht und bewegen sich trotzdem regelmäßig.
- Rutschfeste Untergründe — ältere Kaninchen haben oft Probleme mit dem Gleichgewicht oder Gelenken. Teppiche, Yogamatten oder spezielle Anti-Rutsch-Matten im Auslauf helfen, Stürze zu vermeiden.
- Sanfte Hindernisse — niedrige Hürden (10–15 cm) fördern Mobilität ohne zu belasten. Treppen oder hohe Sprünge sollte man vermeiden.
- Variante und Anregung — erhöhte Futterstationen (nicht zu hoch) und Kauspielzeug animieren zur Bewegung. Ich nutze gern Heubälle oder verstecke Leckereien in Papprollen.
- Unterstützung bei eingeschränkter Mobilität — bei arthritischen Tieren können physiotherapeutische Übungen, massierende Bewegungen und wärmende Liegeflächen hilfreich sein. Sprich mit deinem Tierarzt über Gelenkpräparate wie Grünlippmuschel oder Hyaluronsäure.
Zähne: regelmäßige Kontrollen und Vorsorge
Zahnprobleme sind bei älteren Kaninchen ein häufiges Thema. Da ihre Zähne lebenslang wachsen, können Fehlstellungen, Überwuchs oder schmerzhafte Spitzen entstehen. In meiner Praxis (bei eigenen Tieren und unterstützend bei Bekannten) hat sich bewährt, die Zähne frühzeitig und regelmäßig zu kontrollieren.
- Wöchentliche Sichtkontrolle — ich schaue mir das Gesicht, die Mundwinkel und die Futteraufnahme an. Speichelfluss, Sabbern, Futterverweigerung oder veränderte Kotform sind Warnsignale.
- Regelmäßige Tierarztbesuche — mindestens einmal jährlich, bei älteren Kaninchen lieber alle 6 Monate, sollten die Zähne professionell geprüft werden. Manche Tiere brauchen Feilen oder Kürzen unter Narkose.
- Futterwahl als Zahnregler — ausgiebiger Heu-Konsum hilft, die Zähne naturgemäß abzunutzen. Ich sorge dafür, dass jederzeit hochwertiges Heu zur Verfügung steht.
- Alternative Beschäftigung — Kauringe aus naturbelassenem Holz oder Sepiaschalen unterstützen die Zahnpflege. Achte auf schadstofffreie Materialien (z. B. Produkte von JR Farm oder Oxbow).
- Schmerz und Verhalten — aufgeweichte oder kleine Kotballen, Unwohlsein beim Fressen, Gewichtsverlust sind Hinweise auf Zahnprobleme. Sofortige Abklärung beim Tierarzt ist wichtig.
Ernährung: energiebedürfnis, Ballaststoffe und Verdauungsstabilität
Die Ernährung älterer Kaninchen sollte ausgewogen, leicht verdaulich und auf ihre veränderten Bedürfnisse abgestimmt sein. Ich achte besonders auf ausreichend Rohfaser, moderate Proteinzufuhr und stabile Wasseraufnahme.
Wichtige Prinzipien, die ich anwende:
- Heu immer verfügbar — qualitativ hochwertiges Wiesen- oder Timotheeheu ist das A und O. Es fördert die Zahnhygiene und die Darmtätigkeit.
- Frisches Wasser — ich wechsle täglich Wasser und nutze Flaschen sowie Schalen, denn manche Kaninchen bevorzugen das eine, andere das andere.
- Konzentratfutter reduzieren — viele Senioren brauchen weniger Energie. Ich reduziere Pellets bei Übergewicht und ersetze einen Teil durch zusätzliches Heu oder Grünfutter.
- Leicht verdauliche Snacks — statt zuckerreicher Früchte biete ich Karotten, Sellerie oder kleine Portionen Chicorée. Diese sind magenfreundlicher.
- Gezielte Ergänzungen — bei Gewichtsverlust oder Zahnproblemen können seniorgerechte Zusatzfuttermittel (z. B. Oxbow Critical Care als Ergänzung bei Futterverweigerung) sinnvoll sein, aber nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt.
Praktischer Ernährungsüberblick (Tabelle)
| Nahrungsgruppe | Empfehlung für ältere Kaninchen | Hinweise |
|---|---|---|
| Heu | Unbegrenzt, hochwertig (Wiesen/Timothy) | Fördert Zähne und Darm; immer zugänglich machen |
| Pellets | Geringe Menge, senioren-/leichtverdaulich | Auf Qualität achten; ggf. fein abgestuft füttern |
| Frischfutter (Grünzeug) | Ca. 1–2 Hände pro 2 kg Körpergewicht/Tag | Langsam einführen; auf blähende Sorten achten |
| Snacks/Obst | Sehr sparsam, als Belohnung | Nicht überzuckern; besser Gemüse statt Obst |
Praktische Alltagstipps, die ich nutze
- Wiege regelmäßig — wöchentliches Wiegen hilft, frühzeitig Gewichtsveränderungen zu erkennen.
- Schlaf- und Ruheplätze anpassen — gemütliche, zugfreie Rückzugsorte mit weichem Untergrund schonen Gelenke.
- Stress reduzieren — laute Geräusche und hektische Umgebungen vermeiden; ältere Kaninchen sind sensibler.
- Zahnpflege-Hausmittel — immer Heu, Kauksnacks und abwechslungsreiche Texturen anbieten; regelmäßige Kontrollen sind trotzdem nötig.
- Impfungen und Parasitenkontrolle — im Gespräch mit dem Tierarzt anpassen (z. B. RHDV2-Schutz).
Ich beobachte meine Senioren täglich, denn oft sind es kleine Veränderungen im Verhalten, die auf Gesundheitsprobleme hinweisen. Wenn du dir unsicher bist, zögere nicht, eine Fachperson zu konsultieren — besser einmal mehr checken als zu lange warten.