Als jemand, der viel Zeit mit Hunden, Training und Begegnungen zwischen Mensch und Tier verbringt, bekomme ich oft die Frage gestellt: Wie bereite ich meinen Hund auf einen Einsatz als Besuchshund in Senioreneinrichtungen vor? In diesem Beitrag schildere ich meine Erfahrungen und gebe praktische Tipps, wie du Hund und dich sicher, respektvoll und freudvoll auf solche Besuche vorbereiten kannst.
Warum gute Vorbereitung so wichtig ist
Besuche in Senioreneinrichtungen sind bereichernd — sowohl für die Bewohner als auch für die Hunde. Gleichzeitig stellen sie besondere Anforderungen: laute Geräusche, unbekannte Gerüche, Rollatoren, plötzliche Berührungen oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Ein nicht ausreichend sozialisiertes oder gestresstes Tier kann überfordert reagieren. Deshalb ist gezielte Vorbereitung unerlässlich, um Stress für alle Beteiligten zu vermeiden und echte, positive Begegnungen zu ermöglichen.
Wähle den richtigen Hund
Nicht jeder Hund eignet sich als Besuchshund. Ich schaue bei Hunden, die ich für solche Einsätze vorbereite, besonders auf folgende Eigenschaften:
- Gelassenheit: Der Hund bleibt ruhig bei fremden Menschen, unerwarteten Geräuschen und ungewohnten Situationen.
- Sozialisierung: Er hat positive Erfahrungen mit verschiedenen Altersgruppen, Hilfsmitteln (Rollatoren, Rollstühle) und anderen Hunden.
- Gesundheit: Fit, geimpft, entfloht und entwurmt — Krankheiten sollen nicht übertragen werden.
- Handlungssicherheit: Der Hund lässt sich anleiten, kommt zuverlässig auf Ruf, sitzt, liegt und akzeptiert sanfte Berührungen am Kopf oder Rücken.
Grundkommandos und Alltagstauglichkeit
Vor jedem Besuch achte ich darauf, dass die Basis steht. Diese Kommandos und Fähigkeiten sind für einen Besuchshund essenziell:
- Rückruf: Zuverlässig, selbst bei Ablenkung.
- Sitz/Platz/bleib: Vor allem das ruhige Ablegen neben einer Bewohnerin oder einem Bewohner ist wichtig.
- Locker an der Leine gehen: Viele Begegnungen beginnen im Flur oder am Empfang.
- Sanfte Annahme von Streicheln: Der Hund darf nicht nach der Hand schnappen und sollte Berührungen auch am Gesicht beruhigt tolerieren.
Ich arbeite gerne mit kurzen Trainingsblöcken vor dem Einsatz: 10–15 Minuten, fokussiert auf Ruhe und Belohnung. Als Belohnung nutze ich weiche Leckerchen (z. B. kleine Stücke Hähnchen oder spezielle Trainingssnacks), damit der Hund nicht beim Kauen stört.
Gewöhnung an die Umgebung
Bevor ich mit dem Hund eine Station betrete, mache ich kleine Gewöhnungsschritte:
- Spaziergänge in der Nähe der Einrichtung, um Gerüche und Geräusche kennenzulernen.
- Kurze Aufenthalte im Eingangsbereich, damit der Hund Menschen kommt und geht sieht.
- Simulierte Situationen zuhause oder draußen: Jemand nähert sich mit Rollator, sanftes Ziehen an der Kleidung, leichtes Klopfen — alles in kontrollierter Form!
Hygiene, Gesundheit und Formalitäten
Senioreneinrichtungen stellen klare Anforderungen. Diese Punkte kläre ich immer im Vorfeld:
- Impfungen: Tollwut, Staupe, Parvovirose und Leptospirose sollten aktuell sein.
- Parasitenschutz: Regelmäßige Floh- und Zeckenprophylaxe.
- Versicherung: Haftpflichtversicherung, die Einsätze als Besuchshund abdeckt.
- Einverständniserklärung: Schriftliche Freigabe der Einrichtung und ggf. der Angehörigen.
- Dokumente: Impfpass, Gesundheitsbestätigung vom Tierarzt und Teilnahmebescheinigungen von Trainings.
Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, eine kleine Mappe mit diesen Unterlagen mitzuführen — das wirkt professionell und schafft Vertrauen.
Ruhiges Verhalten üben
Der Schlüssel sind ruhige, kurze Begegnungen. Ich übe mit meinem Hund das "side-by-side" Liegen: Der Hund liegt neben einer sitzenden Person und erhält ruhige Bestärkung. Wichtige Punkte:
- Beginne mit 2–3 Minuten, dann langsam steigern.
- Verwende ein weiches, rutschfestes Unterlage (z. B. Yogamatte oder eine Decke), damit sich der Hund wohlfühlt.
- Gib der Bewohnerin oder dem Bewohner kurze Hinweise: "Bitte nur sanft streicheln" oder "Wenn er zurückweicht, hören Sie bitte auf".
Kommunikation mit dem Personal und den Bewohnern
Gute Absprachen sind goldwert. Vor jedem Einsatz bespreche ich mit dem Personal:
- Allergien oder Ängste von Bewohnern.
- Ruhige Orte für kurze Pausen.
- Verhaltensregeln: keine Fütterung, nur Sitzenlassen, keine plötzlichen Bewegungen.
Ich gebe den Bewohnern gern kurze Hinweise: Wie sie den Hund ansprechen, wo sie die Hand hinlegen sollen und was der Hund gerne mag — das schafft Vertrauen und beugt Missverständnissen vor.
Stresssignale erkennen und reagieren
Als Hundeführer ist es meine Pflicht, Stress früh zu erkennen:
- Lecken der Lefzen, Gähnen, Zurückweichen — erste Warnsignale.
- Starre, eingefrorene Körperhaltung oder Knurren — klare Stoppsignale.
- Schnelles Hecheln oder Zittern — Pausen einlegen.
Reagiere sofort, wenn du solche Zeichen siehst: Entferne den Hund aus der Situation, biete Ruheort, Wasser und eine kurze Pause. Ich informiere das Personal, bevor ich den Einsatz ggf. abbreche.
Ausrüstung und praktische Helfer
Eine durchdachte Ausrüstung erleichtert mir die Arbeit:
- Bequeme Leine und Brustgeschirr: Marken wie Hurtta oder Julius-K9 nutze ich wegen Qualität und Komfort.
- Transporttasche oder faltbarer Napf: Für Wasserpausen.
- Decke oder Matte: Vertrauter Ruheplatz für den Hund.
- Leckerlitasche: Schnell zugängliche Belohnungen.
- Rucksack mit Unterlagen: Impfpass, Erste-Hilfe-Set, Desinfektionstücher.
Aktivitäten während des Besuchs
Die besten Einsätze sind abwechslungsreich, kurz und respektvoll. Ich plane:
- Sanftes Streicheln und ruhiges Zusammensitzen.
- Leichte Beschäftigung: Futterball, wenn akzeptiert, oder Suchspiele mit Stofftüchern (kurz und leise).
- Gemeinsames Lesen: Der Hund liegt ruhig neben einer vorlesenden Person — das wirkt beruhigend.
- Fotos und Erinnerungen: Mit Erlaubnis mache ich gerne Fotos, die den Bewohnern später Freude bereiten.
Training und Zertifizierung
Viele Einrichtungen bevorzugen Teams mit Ausbildung. Ich habe positive Erfahrungen mit Kursen für Besuchshunde gemacht, die Verhalten, Hygiene und Kommunikation mit Bewohnern abdecken. Es gibt verschiedene Anbieter und Vereine — informiere dich lokal, z. B. über örtliche Tierschutzvereine oder spezialisierte Trainingsanbieter.
Einsatzplanung und Pausen
Ein typischer Einsatz sollte nicht zu lang sein. Ich plane:
- 20–40 Minuten aktive Zeit in einer Station, danach 10–20 Minuten Pause.
- Maximal zwei bis drei Einsätze pro Tag, abhängig vom Hund.
- Regelmäßige Beobachtung des Energielevels — besser kurze, häufige Besuche als ein langer, überfordernder Einsatz.
Wenn du diese Punkte beherzigst, kannst du deinem Hund helfen, ein verlässlicher, liebevoller Besuchshund zu werden. Es braucht Zeit, Geduld und Empathie — sowohl für den Hund als auch für die Menschen, denen ihr begegnet. Ich unterstütze gern mit konkreten Trainingsideen oder Rückmeldungen zu Situationen, die bei einem deiner Einsätze auftreten.