Als Hundebesitzer merke ich oft zuerst an kleinen Veränderungen, dass etwas mit meinem Hund nicht stimmt — ein plötzliches Hinken, vermehrtes Lecken an einer Stelle oder ein ungewöhnlich stiller Blick. Schmerz bei Hunden zeigt sich aber nicht immer wie bei uns Menschen: viele Signale sind subtil, leicht zu übersehen oder werden fälschlicherweise als «Alterserscheinung» abgetan. In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen und erkläre sieben unterschätzte Signale, auf die ich persönlich achte, damit du Schmerzen bei deinem Hund früher erkennst und ihm rechtzeitig helfen kannst.
Warum Hunde Schmerz anders zeigen
Hunde sind von Natur aus Jäger und Beutetiere zugleich. In der Wildnis wäre das Zeigen von Schwäche gefährlich. Deshalb maskieren viele Hunde Schmerzen – sie bleiben tapfer, verbergen Lahmheit oder fressen weiter, obwohl sie sich unwohl fühlen. Außerdem variieren Schmerzreaktionen stark zwischen Rassen, Individuen und je nach Sozialisierung. Ein Hund, der normalerweise sehr anhänglich ist, kann sich plötzlich zurückziehen; ein eher zurückhaltender Hund kann aggressiv reagieren, wenn er berührt wird.
Die sieben unterschätzten Signale
Ich nenne hier sieben Signale, die mir in der Praxis oft begegnen und die leicht übersehen werden. Wenn du eines oder mehrere dieser Zeichen bei deinem Hund beobachtest, lohnt sich eine genauere Beobachtung und gegebenenfalls ein Tierarztbesuch.
Viele Hunde verändern ihre Haltung, um Schmerzen zu schonen: Rücken oder Nacken werden steif, der Rücken ist aufgewölbt oder der Hund liegt ungewöhnlich zusammengerollt. Bei Wirbelsäulen- oder Bauchschmerzen sehe ich oft, dass mein Hund pressend oder flach auf dem Bauch liegt, statt gemütlich ausgestreckt zu schlafen.
Wimmern, leises Knurren oder plötzliches Jaulen bei bestimmten Bewegungen sind Warnzeichen. Manche Hunde geben kaum Laute von sich — ein plötzliches Stöhnen beim Aufstehen kann jedoch sehr aussagekräftig sein. Ich achte besonders auf Geräusche, die nur in bestimmten Situationen auftreten, z. B. beim Springen ins Auto.
Wenn ein Hund ständig an einer Pfote, einem Gelenk oder am Bauch leckt, ist das oft ein Versuch, Schmerzen oder Juckreiz zu lindern. Dieses Verhalten kann zu Hautirritationen führen und das Problem verschlimmern. Bei meinem früheren Hund führte exzessives Lecken an der Hüfte schließlich zu einer Entdeckung einer Arthrose.
Ein Rückgang an Spielfreude, weniger Ausdauer beim Spaziergang oder plötzliches «Aussteigen» bei Treppen sind subtile Hinweise. Manche Hunde werden ruhiger und schlafen mehr, andere zeigen Hyperaktivität wegen Unruhe und Unwohlsein. Ich beobachte die Tagesabläufe meiner Hunde genau — kleine Änderungen verraten oft mehr als ein einzelner Vorfall.
Völliger Appetitverlust ist auffällig, aber auch leicht reduzierter Appetit oder selektives Fressen kann auf Schmerzen hinweisen — vor allem, wenn Fressen sonst zuverlässig läuft. Zahn- oder Kieferschmerzen äußern sich bei mir oft zunächst durch langsames Kauen oder Ablehnung harter Futterstücke.
Ein Hund, der Berührungen an bestimmten Stellen meidet, knurrt oder weicht zurück, zeigt klare Schmerzsignale. Manche Hunde ziehen sich generell zurück und verstecken sich. Bei einem meiner Hunde bemerkte ich, dass er das Streicheln am Rücken plötzlich nicht mehr mochte — hinterher stellte der Tierarzt eine Bandscheibenproblematik fest.
Aggression, Reizbarkeit oder vermehrtes Anhänglichkeit können Stressreaktionen auf Schmerzen sein. Ein sonst souveräner Hund kann bei Berührung von schmerzhaften Stellen plötzlich schnappen. Ich rate immer zur Vorsicht: Nicht beschuldigen, sondern beobachten und professionelle Hilfe holen.
Wie ich vorgehe, wenn ich Schmerzen vermute
Wenn ich eines dieser Signale beobachte, verfahre ich in mehreren Schritten:
Welche Untersuchungen und Hilfen kann der Tierarzt anbieten?
Der Tierarzt wird in der Regel eine gründliche körperliche Untersuchung durchführen, eventuell Röntgenbilder, Ultraschall oder Bluttests anordnen. Für orthopädische Probleme sind Röntgen oder CT hilfreich; bei neurologischen Symptomen können neurologische Tests oder weiterführende Bildgebung nötig sein.
Medikamentös können Schmerzmittel (z. B. Metacam/Metamizol — nur nach tierärztlicher Verordnung) und Entzündungshemmer eingesetzt werden. Es gibt auch Nahrungsergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren oder Grünlippmuschel für Gelenkunterstützung. Physiotherapie, Gewichtsreduktion, Lasertherapie oder Hydrotherapie sind zusätzliche, oft sehr wirkungsvolle Maßnahmen.
Praktische Tipps für den Alltag
Wann ist es dringend?
Es gibt Situationen, in denen du nicht abwarten solltest: starke Lahmheit, plötzliche Besserungs- oder Verschlechterungsphasen, offene Wunden, starke Blutungen, Schwierigkeiten beim Atmen, Ohnmachtsanfälle, oder wenn dein Hund nicht aufstehen kann. In diesen Fällen: sofortige tierärztliche Versorgung.
Schmerzen zu erkennen ist nicht immer einfach, aber wir können viel tun, indem wir aufmerksam sind, Veränderungen ernst nehmen und rechtzeitig handeln. Meine Erfahrung zeigt: Je früher gehandelt wird, desto besser sind die Chancen auf Besserung und Lebensqualität für unseren vierbeinigen Freund. Wenn du magst, erzähle mir von deinen Beobachtungen — manchmal hilft ein zweiter Blick, um die Situation richtig einzuschätzen.